• Was genau ist eigentlich eine „Magendrehung“ und wie kommt es dazu?
  • Verursacht körperliche Aktivität nach dem Fressen eine Magendrehung?
  • Wie kann ich eine Magendrehung verhindern?
  • Woran erkenne ich eine Magendrehung bei meinem Hund? Was sind typische Symptome?

 

Diagnose Magendrehung – ein lebensbedrohlicher Notfall beim Hund, vor dem sich viele Hundebesitzer zu Recht fürchten.

Mitte Dezember trat genau dieser Notfall bei unserer Hündin Mayla auf. Ein Erlebnis, auf das wir alle gerne verzichtet hätten und das uns, trotz insgesamt gutem Verlauf, wirklich mitgenommen hat…

Neben den vielen guten Wünschen (auf diesem Weg nochmal ganz herzlichen Dank dafür!), gab es auch zahlreiche Fragen und Unklarheiten zu diesem Thema. Deswegen möchte ich heute auf die oben genannten Fragen ein wenig eingehen.

Ich bin keine Ärztin und dieser Artikel hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ich habe jedoch nach bestem Gewissen recherchiert und versuche in Kürze und einfach auf die wichtigsten Fragen einzugehen.

 

Was genau ist eigentlich eine „Magendrehung“ und wie kommt es dazu?

Ich mache es kurz: Es ist wissenschaftlich tatsächlich nicht genau geklärt, warum es zu einer Magendrehung kommt.

Früher glaubte man, dass sich der gefüllte Magen „aufschaukelt“ (z.B. durch Bewegung) und dann dreht, was eine Aufgasung zur Folge hat. Daher auch der Rat „keine Bewegung nach dem Fressen“…

Inzwischen wird immer häufiger angenommen, dass es zuerst zu einer spontanen Magenerweiterung kommt („aus heiterem Himmel“) und der Magen sich deswegen erst um die eigene Achse dreht. Durch die Drehung wird der Mageneingang und -ausgang verschlossen, die Luft kann nicht mehr entweichen und sorgt für die weitere Aufgasung mit schwerwiegenden Folgen.

 

Deswegen ist es bei der Magendrehung so wichtig wirklich schnell zu handeln. Denn je länger der Magen in gedrehtem Zustand weiter aufbläht, desto schwerwiegender die Folgen:

  • Hochgradige Beeinträchtigung von Atmung und Kreislauf bis hin zum Schock
  • Schäden am Magengewebe bis hin zum Absterben des Gewebes oder gar Perforation der Magenwand (Mageninhalt gelangt in die Bauchhöhle)
  • Schädigung der Milz
  • Giftstoffe können in den Kreislauf gelangen und weitere Organe schädigen
  • Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen

Unbehandelt führt die Magendrehung damit innerhalb kurzer Zeit zum Tod des Hundes.

Und selbst bei Hunden, die behandelt werden, liegt die Todesrate noch erschreckend hoch. Je nach Quelle ist von 15-45% die Rede, wobei die meisten Quellen ca. 20-30% angeben.

Allerdings:

Je früher der Hund behandelt wird, desto besser stehen seine Chancen!

Denn es heißt: Das Sterberisiko nimmt mit jeder Minute nach Beginn der Symptome um ein Prozent zu. Es zählt also wirklich jede Minute…

 

Verursacht körperliche Aktivität nach dem Fressen eine Magendrehung?

Wir haben es alle im Kopf: Der Hund darf nach dem Fressen in keinem Fall toben, sonst könnte sich der Magen drehen.

Wer sich nun denkt, damit könnte man eine Magendrehung verhindern, irrt sich leider…

In Studien (u.a. in einer Langzeitstudie mit fast 2000 Hunden) konnte KEINE Verbindung zwischen einer Magendrehung und Bewegung vor oder nach der Fütterung festgestellt werden.
Die meisten Hunde entwickeln eine Magendrehung am späten Abend oder in der Nacht, also aus der Ruhe heraus.

Tatsächlich halte ich starke körperliche Aktivität direkt nach dem Fressen dennoch nach wie vor für absolut unnötig – ich würde ja nach einer ausgiebigen Mahlzeit auch keinen Sport machen…
Wohingegen ich gerne nach einem Sonntagsessen gemeinsam mit der Familie einen entspannten Spaziergang mache. Ich halte mich also eher an „Nach dem Essen sollst du ruh’n oder 1000 (entspannte) Schritte tun.“

 

Wie kann ich eine Magendrehung verhindern?

Sicherlich erhoffst auch du dir nun die ultimativen Tipps.

So gerne ich die verraten würde, es gibt sie leider nicht. Wie erwähnt: Magendrehungen treten aus heiterem Himmel auf…

 

Es gibt allerdings ein paar Risikofaktoren, die man zum Teil beeinflussen kann. Damit können wir eine Magendrehung leider in keinster Weise verhindern, aber zumindest teilweise das Risiko wohl um wenige Prozent reduzieren.

 

Die Fütterung:

Hunde, die sehr schnell fressen, haben ein etwas höheres Risiko. Der Grund dafür könnte sein, dass beim Fressen deutlich mehr Luft mitgeschluckt wird. Ein Ansatz könnte also ein Anti-Schling-Napf sein, zumindest jedoch die Fütterung so stressfrei wie möglich zu gestalten.

Früher empfahl man das Hochstellen von Futter- und Wassernäpfen, was jedoch (laut der Studie mit knapp 2000 Hunden) letztlich zu einem mehr als doppelt so hohen Risiko führte.

Je nach Studie lässt sich die Fütterung von ausschließlich Trockenfutter mit der Magendrehung in Verbindung bringen, hier gibt es jedoch wohl unterschiedliche und zum Teil widersprüchliche Ergebnisse.

An dieser Stelle möchte ich nochmals erwähnen, dass das Thema Ernährung wirklich komplex ist und ich inzwischen davon überzeugt bin, dass es sich wirklich lohnt, hier einen wirklichen Experten an die Seite zu nehmen. Mehr dazu erfährst du hier: HUNDEERNÄHRUNG

Ebenso erhöht sich das Risiko, wenn gerade große Rassen nur eine Mahlzeit täglich bekommen. Die ständige Überdehnung des Magens durch die große einmalige Futtermenge kann sich scheinbar negativ auswirken. Das spricht natürlich dafür, gerade große Hunde 2x täglich zu füttern.

Die Gasbildung sollte nicht zusätzlich begünstigt werden, also sollte z.B. Futter nicht zu lange an der Luft stehen, Näpfe sollten sauber gemacht werden und ebenso kann z.B. eine unnötig übermäßige Kalziumgabe die Gasbildung fördern (während Kalzium in der passenden Menge natürlich generell Teil jeder Mahlzeit sein sollte).

 

Stress

Scheinbar haben nervöse, ängstliche und aggressive Hunde ein erhöhtes Risiko und Stress kann Auslöser einer Magendrehung sein bzw. diese zumindest begünstigen.

 

Sonstige Risikofaktoren

Auch wenn es prinzipiell JEDEN HUND treffen kann, haben bestimmte Rassen ein erhöhtes Risiko eine Magendrehung zu bekommen:

Spitzenreiter ist die Deutsche Dogge, aber auch Irischer Wolfshund, Irisch Setter, Akita, Deutscher Schäferhund, Boxer, Pudel und einige mehr… vor allem eben Hunderassen (natürlich auch Mischlinge) mit einem tiefen  und schmalen Brustkorb.

Und es trifft eher große Hunde als kleine (meist über 20kg, aber eben nicht nur) und eher ältere Hunde als junge (aber es gab auch schon Welpen mit einer Magendrehung).

Ebenso erhöht sich das Risiko deutlich wenn ein direkter Verwandter (1. Grad) bereits eine Magendrehung hatte.

Und: Scheinbar trifft es wohl besonders häufig Hunde, die bereits viel „Erfahrung“ mit Magen-Darm-Erkrankungen haben.

 

WAS BEDEUTET DAS NUN?

Eine Magendrehung lässt sich nicht durch Prävention (außer vielleicht durch das vorsorgliche Annähen des Magens an die Bauchwand) verhindern.

Aber:

Auch wenn wir Magendrehungen leider nicht verhindern können, haben wir dennoch die Möglichkeit etwas „zur Vorsorge“ zu tun.

Wenn unser Hund eine Magendrehung hat, heißt es nämlich so schnell wie möglich handeln. Dafür sollten wir die Symptome kennen und erkennen…

 

Woran erkenne ich eine Magendrehung bei meinem Hund?

Was sind typische Symptome?

  • Unruhe (häufig plötzlich und aus der Ruhe heraus)
  • der Hund findet keine angenehme Position mehr, legt sich wenn dann nur ganz kurz hin um gleich wieder aufzustehen, läuft hin und her (Kopf tief), setzt sich
  • der Bauch bläht sich auf
    (trommelähnliches Geräusch wenn man vorsichtig gegen die Bauchwand klopft)
  • Jammern oder Stöhnen
  • Speicheln
  • erfolglose Versuche zu erbrechen (Mageneingang ist ja verschlossen)
  • Vitalwerte verschlechtern sich zunehmend (Beeinträchtigung des Kreislaufs bei drohendem Schock)

 

Wenn der Verdacht auf eine Magendrehung besteht, heißt es SOFORT mit dem Hund zum Tierarzt oder in die Klinik. Auch hier kannst du „vorsorgen“, indem du dich auf einen Notfall vorbereitest.

Sprich: Zu welchem Tierarzt oder in welche Klinik fahre ich wenn mein Hund den Verdacht auf eine Magendrehung hat?

Telefonnummern und Adressen sollten für den Notfall bereits abgespeichert sein.

Bist du auf dem Weg zum Arzt, ruf an und informiere ihn über den voraussichtlichen Notfall. Ist er vor Ort? Kann er bei Bedarf auch sofort operieren?

Umso schneller dein Hund im OP liegt, desto höher seine Chancen.

 

 

Ich wünsche dir und deinem Hund von Herzen, dass euch der Notfall „Magendrehung“ erspart bleibt. Aber sollte es doch dazu kommen, hoffe ich, dass ihr mit den Infos rechtzeitig reagiert und sofort handeln könnt.

 

Ergänzung:

Weil ich selbst ein großer Fan seiner Artikel bin und er sich zum Thema Magendrehung bereits kompetent geäußert hat, möchte ich dich hier auf den Artikel zur Magendrehung von Tierarzt Dr. Ralph Rückert aufmerksam machen: Hier geht’s zum Blog von Dr. Ralph Rückert

 

 

MAGENDREHUNG BEI MAYLA:

Wir haben die Symptome bei Mayla schnell erkannt und so wurde Mayla frühzeitig operiert und es konnten größere Schäden vermieden werden. Dennoch haben wir ein ganz schönes Auf und Ab in den letzten Wochen hinter uns… immer wieder Klinikbesuche und Sorgen. Weil viele mehr darüber wissen wollten, habe ich ein Video aufgenommen, in dem ich ein wenig über den Verlauf bei Mayla berichte:

Hier geht’s zum Video über Mayla

 

 

 

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